Uruguay Weihnachten – ein Weihnachtsfest mit Knalleffekt

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Etwas anders als in Deutschland feiern die Uruguayer Weihnachten. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen die Klimasituation und zum anderen die kulturellen Wurzeln. Ich erzähle euch einmal wie sich  Weihnachten für einen Ausländer in Uruguay darstellt. Ihr dürft euch auf ein paar interessante Punkte gefasst machen, die euch teilweise in Staunen versetzen. Einem wird der Besucher bei einer uruguayischen Weihnacht sicher nicht begegnen. Und zwar der Besinnlichkeit. Eher wird man auf Ausgelassenheit treffen, die ja das Gegenteil ist. Und wer meint, in der Weihnachtsnacht Ruhe und Frieden zu finden, der wird sich um 12 Uhr Mitternacht einem Spektakel gegenübersehen, das mit Besinnlichkeit, Frieden und Harmonie wenig zu tun hat. Aber es gilt die alte Weisheit: andere Länder, andere Sitten.
Ganz ähnlich wie auf der Nord-Hemisphäre gestaltet sich jedoch die Vorweihnachtszeit. Einen gewaltigen Unterschied gibt es jedoch. Und zwar das Klima. Denn es herrscht Hochsommer. Das bedeutet 30 Grad und mehr – mit etwas Glück. Bikini, T-Shirts, Shorts und Badelatschen sind anstatt Boots, Daunenjacke und Wintermantel angesagt. Der vorweihnachtliche Stress – damit ist der Shoppingwahn gemeint, erlebt der Uruguayer nicht anders als der Europäer. “Konsum total” heißt das Motto. Da werden selbst mit den letzten finanziellen Möglichkeiten noch Kredite von dubiosen Unternehmen aufgenommen, um bloß dem Weihnachtsklischee genüge zu tun. Ok, das ist nichts Besonderes und rund um den Globus bekannt, wo das Weihnachtsfest Bedeutung hat. Was die Dekoration anbelangt, so kann ich mir manchmal vor lauter Kitsch das Lachen nicht verbeißen. Es ist einfach zu drollig, wenn man in den Kaufhäusern selbst noch bei laufender Airkondition schwitzt und man sich dann einem gigantischen mit Kunstschnee bedeckten Weihnachtsbaum gegenübersieht, um den ein dick eingepackter Weihnachtsmann mit dem von Rentieren gezogenen Schlitten rumkurvt. Es lässt sich daran leicht erkennen, dass der Coca Cola Weihnachtsmann aus den USA auch in Uruguay das Marketing in die Hand genommen hat.

Sitten und Gebräuche an Weihnachten in Uruguay

Nachdem ich euch etwas über die nicht so schönen Seiten des uruguayischen Weihnachtsfestes erzählt habe, kommen wir zu den Original-Sitten und -Gebräuchen, die sich von den deutschen weitgehend unterscheiden. Los geht die Fiesta, und das ist sie auch, mittags am 24. nach dem Arbeitsschluss. Vor allem in Montevideo rund um den emblematischen Mercado del Puerto findet ein tierisches Saufgelage statt, das mit einer Wasserschlacht endet. Nicht ohne dass zuvor nach Arbeitsschluss alle Kalender und andere wertlos gewordene Dokumente des abgelaufenen Jahres wie bei einer Konfettiparade aus den Bürofenstern geworfen wurden.

Asado in Uruguay
Uruguayisches Grillen Asado – Lamm mit Haut und Haaren

 

Zu Hause bereitet der Asador (der heimische Grillmeister) dann gegen Abend das Grillmenü vor. Vor allem Lamm wird gegessen. Ganze oder halbe Lämmer werden auf die Grills gelegt und stundenlang gebrutzelt. Aber auch Huhn, Rind und selbst der ein oder andere Fisch kommt auf den Grill. Im Laufe des Tages hat sich dann auch die ganze Familie zusammengefunden. Und es wird über dies und jenes geplaudert – wohlgemerkt bei hochsommerlichen Temperaturen.
Der Weihnachtsabend des 24. 12.  hat bei Weitem nicht die Bedeutung wie in Deutschland. Spannend wird es erst, wenn die Mitternacht naht. Dann plötzlich verschwinden die männlichen Familienmitglieder aus dem Haus. Sie verirren sich nicht in irgendwelche Gasthäusern. Nein! Es geht raus auf die Straße und was dann Punkt 12 folgt, ist gewöhnungsbedürftig. Für Christen, als diese bezeichnen sich weit mehr als 50 Prozent aller Uruguayer immer noch, sollte nach deren Glauben die Nacht eine besinnliche sein, in der Frieden und Ruhe auf Erden herrscht. Frieden vielleicht, mit der Ruhe ist es allerdings nicht so weit her, denn es startet Punkt 12 ein Feuerwerk in allen Gassen, an den Stränden und in abseits gelegenen Gehöften, das dem an Neujahr in nichts nachsteht. Man fragt sich von welchem Gaul die Gauchos da bloß geritten wurden, aber es gilt: andere Länder, andere Sitten.

Sandboard statt Schneeboard an Weihnachten in Uruguay
Sandboard statt Snowboard an Weihnachten in Uruguay

Noch mehr uruguayische Weihnachtsgebräuche

Jetzt bin ich ja schon eine Weile im Land und auch mehrfach umgezogen. Ich kenne die Stadt, die Strände und die Landbevölkerung. Und gerade auf dem Land haben sich einige Sitten an Weihnachten erhalten, die einem das Schmunzeln ins Gesicht treiben. Einmal sah ich mehrere Personen mit Koffern um den Block gehen. Ein anderes Mal schütteten Leute Wassereimer hinter sich. Ich habe dann mal nachgefragt, was es damit auf sich hat. Mir wurde erklärt, dass die Runde um den Block mit den Koffern auf eine Reise im kommenden Jahr hoffen lässt. Das Wasser hinter sich ausschütten bedeutet schlechtes von sich zu vertreiben.
Geschenke werden übrigens direkt nach dem Feuerwerk überreicht. Das hat sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte geändert. Denn früher wurden sie am 25. morgens nach dem Aufstehen verschenkt. Aber der Weihnachtsmann hat in Uruguay seinen Zeitplan geändert. Eine schöne Tradition ist das Essen von 12 Weintrauben nach Mitternacht – machen die Spanier auch. Der Weihnachtsstern ist hindessen völlig unbekannt. Ich rede von der Pflanze. In Uruguay werden vier oder fünf Jasminsträucher auf die Tische gestellt. Der wohlduftende Jasmin gilt als die Weihnachtspflanze am Rio de la Plata.

Aus Anlass der Blogparade Meine besonderen Begegnungen auf Reisen habe ich den Artikel geschrieben. Er soll zeigen wie für einen Nordeuropäer ungewöhnlich die Weihnachtsbräuche auf Reisen in Uruguay sein können.

5 Responses

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