LGBTQIA* Uruguay: Rechte, Leben und Diskriminierung

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Starten wir mit der Theorie. Was auch immer Sie sind oder wie Sie sich fühlen, laut dem Gesetz in Uruguay gibt es keine Diskriminierung. Sind Sie glesbisch, schwul oder etwa bisexuell? Sind Sie transgender/transsexuell, queer, intersexuell oder selbst asexuell? In Uruguay ist Ihre Lebenseinstellung, Form des Geschlechts und Haltung gesetzlich geschützt. Noch besser. Lesben, Schwulen, Bisexuelle und Transgender (LGBT) haben in Uruguay die so ziemlich die meisten Rechte weltweit. Im Detail heißt das: Gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen sind seit 1934 legal, wobei das Alter für die Einwilligung gleich ist. Schon seit dem Jahr 2004 sind strenge Antidiskriminierungsgesetze zum Schutz von LGBT-Personen im Gesetz verankert. Nicht umsonst kürte Americas Quarterly Uruguay im Jahr 2016 zum LGBT-freundlichsten Land Lateinamerikas und bezeichnete das Land als „Modell für soziale Inklusion in Lateinamerika“.

LGBT Rechte in Uruguay – gleichgeschlechtliche Paare

Beispielsweise können gleichgeschlechtliche Paare seit 2008 eheähnliche Partnerschaften (concubinato) eingehen. 2013 wurde dann noch das nationale Gesetz zur gleichgeschlechtlichen Ehe in Kraft gesetzt. Seit dem Jahr 2009 ist es gleichgeschlechtlichen Paaren sogar gesetzlich erlaubt, gemeinsam Kinder zu adoptieren. Wer in das Militär eintreten will, kann das ebenfalls als Schwuler, Lesbe und Bisexuelle. Seit dem Jahr 2018 schließlich garantierte ein neues Gesetz die Menschenrechte der transsexuellen Bevölkerung. Zu hören ist, dass eine große Mehrheit der Uruguayer die gleichgeschlechtliche Ehe unterstützt. Gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen wurden schon im Jahr 1934 entkriminalisiert. Das Schutzalter wurde unabhängig von der sexuellen Ausrichtung und/oder dem Geschlecht auf 15 Jahre angehoben.

Uruguay: Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen

Uruguay war das erste lateinamerikanische Land, das zivile Lebensgemeinschaften gesetzlich legalisiert hat. Nach dem Gesetz müssen Paare mindestens fünf Jahre lang zusammen sein und sich in ein Register eintragen lassen. Die Paare erhalten Gesundheitsleistungen, Erbschaft, Elternschaft und Rentenansprüche. Der Gesetzentwurf wurde am 30. November 2007 im Parlament verabschiedet. Es kam auch schon zu seltsamen Situationen. Im Juni 2012 erkannte ein Gericht in Uruguay eine in Spanien geschlossene gleichgeschlechtliche Ehe an. Uruguay erkennt gleichgeschlechtliche Ehen an, die in einem anderen Land als Uruguay geschlossen wurden. Uruguayer, die in einem anderen Land heiraten, können einen Richter um die Anerkennung ihrer Ehe nach uruguayischem Recht ersuchen. Uruguay war das erste Land in Lateinamerika, das gleichgeschlechtlichen Paaren die Adoption von Kindern erlaubte.

Montevideo

LTGB: Diskriminierung und Hass in Uruguay

Seit dem Jahr 2003 ist die Aufstachelung zum Hass aufgrund der sexuellen Ausrichtung und der „sexuellen Identität“ verboten. Dafür steht der Artikel 149 des Uruguay Strafgesetzbuchs. Schon 2004 wurde ein Antidiskriminierungsgesetz verabschiedet, das eine ehrenamtliche Kommission zur Bekämpfung von Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und anderen Formen der Diskriminierung einschließlich der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Ausrichtung und der sexuellen Identität einsetzt. Diese Kommission soll Anschuldigungen über rechtswidriges, diskriminierendes Verhalten untersuchen. Einst galt die Regel, dass schwule und bisexuelle Männer in Uruguay Blut spenden dürfen, sofern sie 12 Monate lang keinen Sex hatten. Seit dem Jahr 2020 können sie unter denselben Bedingungen wie die übrige Bevölkerung Blut spenden.

Uruguay im Gay Happiness Index

Im „Gay Happiness Index“ (GHI), der auf der Grundlage einer Umfrage von PlanetRomeo aus dem Jahr 2015 veröffentlicht wurde, liegt Uruguay mit einem GHI-Wert von 73 auf Platz fünf, gleichauf mit Ländern wie Kanada, Norwegen, Schweden, Dänemark und Island. Im Februar dieses Jahres, also erst vor wenigen Monaten, ergab eine Studie der internationalen Organisation F&M Global Barometer of Gay Rights, dass Uruguay zu den sechs Ländern gehört, die die Rechte der LGBTI-Bevölkerung weltweit am besten schützen, und das Erste in Lateinamerika ist.

Wie sieht es mit der LTGB Diskriminierung in der Praxis aus?

Ich habe oben mal ein paar Meilensteine zu der Entwicklung des Themas zusammengefasst. Doch müssen wir uns fragen, ob die Theorie in der Praxis bzw. im öffentlichen und privaten Leben wirklich umgesetzt wird? Wie so oft liegt Realität jedoch manchmal weit von dem entfernt, was auf dem Papier steht. Wer sich etwas in den Medien informiert, erkennt schnell, dass bzgl. der Problematik: sexuelle Vielfalt, Belästigung, Gewalt und Diskriminierung am Arbeitsplatz, in den Bildungszentren und im sportlichen Bereich auch in Uruguay noch viel zu tun ist. Dazu noch eine Studie:

LTGB: Belästigung, Gewalt und Diskriminierung am Arbeitsplatz in Uruguay

Fünf Organisationen aus verschiedenen Ländern haben eine Umfrage in ganz Lateinamerika durchgeführt. Ziel war es, Belästigung, Gewalt und Diskriminierung am Arbeitsplatz durch Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Intersexuelle, Queers und andere nicht hegemoniale sexuelle Identitäten sichtbar zu machen. Die Umfrage wurde unter 1.600 LGBT-Personen durchgeführt. Das Durchschnittsalter liegt bei 32 Jahren, die Spanne reicht von 18 bis 65 Jahren. Mehr als die Hälfte der (50 %) bezeichnete sich als gleichgeschlechtlich schwuler Mann. 15 % waren lesbische Frauen, 13 % bisexuell, 10 % queer+ (queere, nicht-binäre Männer und -Frauen, die sich selbst als pansexuell, asexuell und semisexuell definierten), 6 % waren transsexuelle Frauen und Männer und 3,7 % waren intersexuell.

Nun kommt es: In Uruguay gaben fast sieben von zehn befragten LGBT-Personen (67 %) an, dass sie einige dieser Situationen von Diskriminierung, Belästigung oder Gewalt am Arbeitsplatz erlebt haben. Die Umfrage konzentriert sich nicht nur auf die Beschreibung der verschiedenen Arten von Gewalt und Diskriminierung, die LGBT-Personen am Arbeitsplatz erfahren, sondern versucht auch, die Verantwortlichen zu ermitteln. Eine Analyse nach Geschlecht zeigt, dass 43 % dieser Situationen von Männern und 34 % von Frauen verursacht wurden. Was die Positionen der Täter betrifft, so waren die meisten von ihnen Kollegen aus demselben Arbeitsteam (33 %), Vorgesetzte oder Manager (23 %), Kollegen aus anderen Teams (17 %) und in geringerem Maße Kunden (12 %).

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Klinische Versorgung von Transgendern in Uruguay

Verschiedene Kliniken, darunter das öffentliche Gesundheitssystem ASSE wie auch einige private Kliniken, bieten eine Hormonbehandlung sowie eine zielorientierte Versorgung von Trans-Personen in jedem Alter an. Da ich mich auch in verschiedenen Einwanderergruppen über alltägliche Themen in Probleme informiere, ist mir aufgefallen, dass beispielsweise US-amerikanische Einwanderer mit Trans-Kindern sich äußerst zufrieden über die Behandlung Ihrer Sprösslinge in Hospitälern aber auch im täglichen Leben äußerten. Bei genauerem Hinsehen erkennt man allerdings schnell, dass sich all diese Leute in kulturellen und sozio-ökonomisch höher gestellten Regionen aufhalten. Zudem verstehen diese Einwanderer zu 90 Prozent sicherlich nicht, wie subtil übel jemandem, der anders ist, mitgespielt werden kann. Dazu bedarf es etwas mehr als normale Spanischkenntnisse. Es wird eher nach dem Motto: „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“ verfahren.

Aber ehrlich gesagt, ist das nicht einmal die schlechteste Lösung. Ignoranten sollte man einfach nicht die Stirn bieten. Sie sind es nicht wert. Wer diesen auch noch Aufmerksamkeit schenkt, stachelt sie nur an. Leider kann das Mobbing nicht jeder gut vertragen. Und zu seinem Recht kommen, ist auch nicht gerade immer einfach. Zumal vielfach einfach nicht genügend Beweislast aufzubringen ist. Einer gegen alle. Die Chancen stehen schlecht. Damit muss man in einem machistisch geprägten Land bedauerlicherweise leben. Doch wie die Studie oben zeigt, sind auch die Frauen stark daran beteiligt. Mit dem Wort „negro“ allerdings geht man in Uruguay anders um als anderswo. Dieses Wort wird in den meisten Fällen als Kosewort gebraucht.

Abschließend kann zusammengefasst werden, dass es sich als Mensch aus einer der Gruppen LGBTQIA dennoch relativ ruhig leben lässt. Schwule und lesbische Paare, die Hand in Hand durch die Straßen oder am Strand schlendern, sind kein ungewöhnliches Bild in Uruguay. Wo es sich am besten in Uruguay leben lässt, sehen Sie hier und hier.

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