Was bedeutet es eigentlich ein Uruguayer zu sein? Ich möchte in dem Post die Uruguayer vorstellen, denen ihr bei eurer Reise durch das Gaucho Land begegnet. Ich schaue dabei einmal hinter die Kulissen und bringe nicht meine eigene Meinung ins Spiel, obwohl das so ausschaut, sondern greife Urteile und Meinungen der Landsleute aus Foren und Beiträgen auf. Einiges ist verblüffend, anderes kroteskt und wieder anderes abstossend. Im Grunde steht es niemanden zu über andere Kritiken und Werturteile zu fällen. Gerade diese Arroganz provoziert und produziert Hass und Aggression.
Und dabei verschwindet das Anderssein immer mehr aus der globalisierten Welt. Nur die meisten haben es noch nicht mitbekommen und setzen weiter auf irgendwelche traditionellen archaischen Werte, die einem Hinterweltlerdasein gleichkommen. Nun wollen wir mal schauen wie sich die Uruguayer selbst sehen. Dazu nehme ich mal einige Statements voll mit Vorurteilen von verschiedenen Posts auf der Seite enlacesuruguayos.com. Unter dem Titel: “ser Uruguayo” haben sich Otto Normalos und verschiedene Berühmtheiten zu dem Uruguayersein geäußert.
Der Uruguayer – Tradition, Gegenwart und Zukunft
Einer redet davon, dass der Uruguayer trotz aller Globalisation immer an sich selbst glaubt. Wer sich einmal mit Uruguayern unterhält, der bekommt schnell mit, dass diese unter einem Minderwertigkeitsgefühl leiden – zumindest was die eigene Größe und Wichtigkeit auf den globalen ökonomischen Effekt bezogen ausmacht.
Uruguayer sein, das bedeutet für einen weiteren Kommentator “Sentirse identificado con peñarol o nacional”. Dies sind die beiden größten Fußballclubs des Landes. Beide auch gleichzeitig dreimalige Weltpokalgewinner. Und damit sind wir bei einem heißen Thema, denn um den Fußball dreht sich leider sportlich so ziemlich alles. Daher beschränken sich auch viele alltägliche Themen gerade auf dieses “spannende” Themenfeld. Allerdings ist es schon verwunderlich welches Potenzial die 3,2 Millionen Uruguayer an internationalen Spitzenspielern jedes Jahr auf den Markt bringen.
Eine Aussage lautet: Ser uruguayo, es haber sido educado en la escuela pública y haberse convertido en un hombre de bien. Dahinter steckt wohl mehr das Wunschdenken. Denn das öffentliche Schulsystem ist etwas rückständig und produziert wenig gute Leute. Weder für den Arbeitsmarkt, noch im sozialen Bereich. Dennoch die Möglichkeiten sind da. Weiter noch … Es cumplir con las leyes. Auch spaßig, denn wer sich mit einem Uruguayer etwas eingehender unterhält, der weiß, dass es 20 000 Gesetze gibt, diese aber kaum eingehalten werden.
Eine uruguayischer Musiker formuliert das Uruguayer-Dasein wie folgt: Orgullo inmenso del pasado, verguenza profunda del presente y esperanza en un futuro que por ahi se comienza. Stolz auf die Vergangenheit sein, sich für die Gegenwart schämen und auf eine bessere Zukunft hoffen. Na ja, ich würde ihn als Schwarzmaler bezeichnen. Es gibt Schlimmeres. Er hat auch nicht daran gedacht, dass die Uruguayer in einem Genozid fast den gesamten Charrua Stamm ausgerottet haben.
Ein Nostalgiker mit Sitz in Italien schreibt: Ser Uruguayo significa,TENER MEMORIA PARA RECORDAR. Los ideales de Artigas. RECORDAR que indios, negros ,gauchos ,mulatos…..dieron la vida por nuestra independencia. Das will heißen, dass das Land auf dem gemeinsamen Streben von Indigenen, Mulatten, Schwarzen, Gauchos und …. nach den Idealen des Nationalhelden Artigas aufgebaut wurde. Lassen wir den Volkshelden und Idealisten mal aus dem Spiel. Eins ist sicher, alle aufgezählten Gruppen sind heute Randgruppen, die keine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben Uruguays spielen.
Eine Kommentatorin mit Sitz in den USA schreibt: ES SALIR A LA CALLE CON EL MATE Y EL TERMO BAJO EL BRAZO, Y EXPLICARLE A LOS 7 DE CADA 10 QUE TE PREGUNTAN QUE ES ESO? ES ALGUNA CLASE DE DROGA. Uruguayer sein bedeutet mit dem Mate und der Thermoskanne auf die Straße zu gehen und von nahezu allen Ausländern gefragt zu werden, welche Art von Droge das sei. Spaßig! Genau so ging es mir auch, als ich das erste Mal am Strand saß und all die großen Haschischpfeifen sah, aus denen der Dampf qualmte.
Vorurteile – sie stehen niemanden zu
In meinen Augen handelt es sich dabei um Werturteile mit vielen Vorurteilen – auch meinerseits. Interessant ist der Grundlagenartikel von Alexander Thomas “Die Bedeutung von Vorurteil und Stereotyp im interkulturellen Handeln”. Darin heißt es unter anderem: Eine implizite, verdeckte Verwendung des Begriffs „Vorurteil“: Wer über Vorurteile redet, sie aufdeckt und ihre Bekämpfung fordert, zeigt damit, dass er sie bereits überwunden hat.
Es lohnt sich auf jeden Fall das Land zu besuchen, denn der Uruguayer ist offen, freundlich, neugierig, spaßig, gesellig, charmant, fussballverrückt und geistreich – ist das der Deutsche nicht auch???
Kommentare von http://www.enlacesuruguayos.com/ser_uruguayo.htm und hier zur Blogparade bei Heldenwetter
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